Der Zeitmesser

Beim Priester tickt´s im Skapulier
Beim Gärtner summt die Rose
Beim Pianist schwingt das Klavier
Und manchmal brummt die Hose

Der Taxler misst die Zeit in Geld
Der Säufer nach der Zahl der Schnäpse
Der Förster wieviel Bäum´ er fällt
Der Maler zählt dazu die Kleckse

Der Grüne beharrt auf der Sonnenuhr
Bei Nacht ruft er die Auskunft an
Der Aborigin scheißt auf die Zeitkultur
Der E-Freak hängt am Laptop dran

Der Hypochonder sieht die Zeit verrinnen
An der sinkenden Pillenzahl
Der Sträfling betrachtet mit tiefem Sinnen
Die gebündelten Striche voller Qual

Der Antroposoph hat eine spezielle Uhtrversion
Mit eurythmischen Zeigern und schrägem Gehäuse
Der Fresssack kennt den richtigen Moment auch ohne Ton
Ihm deutet´s das Vakuum im Gekräuse

Dem Leher ist die Stund nur dreiviertel lang
Der Physiker misst sie mit Quarz und Elektronen
Dem Agnostiker ist um die Zeit nicht bang
Er weiß, es gibt sie nicht, warum sich also schonen

Nur der Snob und sein Pendant der geizige Kragen
Verzichten hochnäsig auf den Uhrenkauf
Man hört sie überall und jederorts nach der Uhrzeit fragen
Und glauben diese Nonkonformität bestimme den Zeitverlauf.

Doch wir benötigen kaum der Uhren Kunde
Heißt´s doch bei Schillers Piccolomini
„Dem Glücklichen schlägt keine Stund“